Vancouver: Trail oder Rock ’n Roll?
Es stand wieder eine Dienstreise nach Kanada an. Diesmal ganz in den Westen nach Vancouver. Für mich eine Premiere und schon der Anflug war beeindruckend: Raue Berge mit Seen und weit ins Land reichende Meeresarme! Das bekräftigte somit mein Vorhaben am Sonntag einen längeren Trail-Lauf in die Bergregionen anzutreten. Neben Laufschuhen waren auch etwas wärmere Laufbekleidung und mein Trink-Rucksack im Gepäck.
Kanada heißt natürlich auch erstmal Jetlag. Dies lässt sich beim „westwärts“-Reisen natürlich mit einem frühen Morgen-Lauf kombinieren. Nun ist es im Oktober früh morgens natürlich noch dunkel. Aber selbst dafür hatte ich vorsorglich meine Stirnlampe eingesteckt. Und somit ging es am Wasser entlang zum nahe gelegenen Stanley-Park.
Diesen kann man schön umrunden, was dann für mich insgesamt eine Strecke von 12km ergab. Bei der Strecke sind (für die Tagesstunden) die Radfahrer und Fußgänger getrennt. Für die Radler ist auch eine Park-Umrundungsrichtung vorgesehen. Das alles lässt auf eine erhebliche Nutzungsdichte in den späteren Tagesstunden schließen.
Nicht aber morgens um 6:00 Uhr! Zu dieser Zeit war zwar auch schon eine Reihe von Läufern unterwegs, aber „voll“ konnte man den Rundweg nicht bezeichnen. Wunderschön war dann an diesem Samstagmorgen die Morgenstimmung wie in den Bildern zu sehen.
Gegen Ende der Stanley-Parkrunde traf ich dann plötzlich auf Absperrungen und geschäftiges Treiben: Eines war klar, hier wurden Vorbereitungen für einen Volkslauf getätigt! … das musste dann gleich im Hotel einmal gegoogelt werden!
… und tatsächlich standen gleich 2 Läufe an: Samstag 10k und am Sonntag der Vancouver Rock ’n Roll Halbmarathon. Hmmm … am Samstag war ich ja nun schon gelaufen… und nun musste ich auch zunächst von 9 bis 15 Uhr in Besprechungen …
Am Nachmittag hab ich dann noch mal die Web-Site aufgerufen und herausbekommen, dass die Marathon-Messe mit Nachmeldemöglichkeit nur 100 Meter weit von unserem Hotel war. Dann also dorthin und somit war eine Vorentscheidung schon fast gefallen: Wegen der recht hohen Meldegebühr bin ich zwar erst zweimal über die im Vergleich zu den großen Stadtmarathons in Berlin oder Frankfurt doch sehr überschaubare Messe gelaufen um dann aber mich doch anzumelden! Das Wetter war für Sonntag gut angesagt und im Rahmen eines Halbmarathons eine Stadt laufend kennenzulernen und dabei von Bands angefeuert zu werden, ist eine Gelegenheit, die ich mir dann doch nicht entgehen lassen konnte.
Dann die Nacht Samstag-Sonntag: wie so oft ist diese „zweite“ Nacht bzgl. „ausschlafen“ können erheblich problematischer, als die erste Nacht, in der man vom unbequemen Flug meist genug Müdigkeit hat. Was also machen wenn man mitten in der Nacht aufwacht und nicht schlafen kann: Die Lösung war der Live-Stream des Frankfurt-Marathons im Internet. Immerhin hatte Arne Gabius ja einen neuen deutschen Rekord angekündigt! Und so verfolgte ich diesen Marathon, den ich vergangenen Jahren selber ja auch schon vier oder fünf mal gelaufen bin, ein bisschen dabei dösend vom Startschuss bis zum Einlauf von Arne Gabius (2:08:33 WAHNSINN!) und Lisa Hahner. Die als 6. eine tolle persönliche Bestzeit abgeliefert hat. Warum diese nicht für die Olympiaqualifikation reichen soll (es fehlten 9 Sekunden zur Norm von 2:28:30) ist aus meiner Sicht fraglich! Die Österreicherin Andrea Mayr fliegt mit 2:33:28 nach Rio, da der österreichische Verband eine „vernünftigere“ Norm von 2:34 festgelegt hatte.
Der Sprintfinish bei den Damen war auch sehenswert! … auf meiner Heimat-Strecke in Frankfurt werde ich sicher auch noch einmal starten.
Dann wurde es schließlich Zeit richtig aufzustehen und mich im Dunklen für den Lauf fertig zu machen, da die Startzeit mit 8:15 recht früh angesetzt war.
Mit meinen frischen Eindrücken aus Berlin war diese Veranstaltung doch im Vergleich schon fast familiär zu nennen. Es wurde zwar auch in ca. 12 Startblöcke eingeteilt, diese waren aber alle recht klein und man konnte auch noch sehr kurzfristig sich „einsortieren“ so dass ein vernünftiges Einlaufen möglich war. Klamotten konnte man in Schulbussen abgeben, die diese dann in den ca. 2 km weiter liegenden Zielbereich transportiert haben. Ein Umbuchen in einen anderen Block war auch ganz unbürokratisch und ohne irgendwelche Nachweise möglich. Das hab ich getestet, da ich beim Nachmelden erst mal in Block 7 gelandet war, ich mit meiner Zielzeit aber eher zu 1 oder 2 gehörte.
Startschuss: und los geht’s. Trotzt des Berlin Marathons, der ja gerade erst vier Woche her war bind ich das Rennen in einer sehr zügigen 4:15 Pace angegangen. Die Strecke war als recht flach angekündigt aber bei den leichten Steigungen bei km 16+17 im Stanley Park ging es mit meiner Pace doch bergab.
Nur zur Ziellinie hab hin hab ich mich dann zu einem Endspurt hinreißen lassen, da mich von hinten jemand überholen wollte. Das sieht man dann auch recht gut bei meinem Puls-Verlauf. Ja, ich habe, weil Thomas ja immer fragt, bei diesem Wettkampf meinen Pulsgurt angehabt, jedoch während des Rennens nicht auf die Pulswerte geachtet! Somit hab ich bei dem Endspurt mal wieder meinen Maximalpuls getestet: 192. Im Vergleich zu verschiedenen online berechneten 170, 173 oder 180 ist das noch ganz ordentlich – die „online“ Rechner nehmen manchmal neben dem Alter auch noch das Gewicht hinzu [bei mir 72]. Es zeigt sich aber, dass eine selbst-Messung genauer ist. ABER: dazu brauch man natürlich keinen Halbmarathon zu rennen – aber dazu ggf. ein anderes Mal mehr im Podcast oder auf dem Blog
Die Ziellinie erreichte ich aber dann doch mit insgesamt guten 1:31:13 und landete in meiner Altersklasse damit sogar Rang 3!
… nicht über die „langsame“ Pace wundern: das sind Minuten/Mile!
Am Montag war dann Lauf-Pause aber am Dienstag bin ich zum Abschluss noch einmal die morgendliche Dämmer-Runde um Stanley Park gelaufen. Mein iPhone hatte ich bei diesem Lauf dann nicht mehr dabei, so dass ich einen tollen Vollmond über dem Wasser nur Laufend genießen aber nicht fotografieren konnte.
D.h. auch wenn die Trails bei dieser Reise nicht zum Zuge kamen war ich doch insgesamt ca. 45 km unterwegs. Aber falls ich noch mal nach Vancouver komme, dann fällt die Entscheidung anders herum.
Vancouver…dass ist ja mal eine Reise wert! Ein paar mehr Fotos wären schön ;-).
Zum Thema Maximalpuls; ergänzend möchte ich anmerken, dass der Erholungspuls unmittelbar nach Belsatungsende (im Ziel) durchaus höher ist als der „Maximalpuls“ unter Last. In der hießigen Trainingsliteratur
wird angenommen, dass man von dem so ermittelten Maximalwert noch ca. 3 Schläge abziehen kann.
Ist also über den gesamten HM bis zum Ziel 192 der höchste Wert, dann sollte man wohl 189 als HFmax im Laufcomputer eintragen.
Hey Peter,
wiedermal ein 1a Reise-Lauf-Bericht von Dir. Du hast es schon nicht schlecht 😀 Und Gratulation zu dem Top Ergebnis beim HM. War sicherlich ein tolles Erlebnis. Darfst uns gerne im nächsten Podcast mehr davon erzählen 🙂
LG
Thomas